Ohne Gemeinde keine wirkliche Hilfe für Obdachlose

Ohne Gemeinde keine wirkliche Hilfe für Obdachlose

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Obdachlose sind in Ungarns Großstädten Stein des Anstoßes. Doch wie wird das Problem angegangen? Fragwürdige Grundgesetzänderungen, die Obdachlose zu kriminellen werden lassen, sorgen im In- und Ausland für Unverständnis. Quelle: Deutschsprachiger Nachrichtendienst, text: Katrin Strén (nachrichtendienst@lutheran.hu)

Géza Laborczi, Pfarrer der Gemeinde in Nyíregyháza, macht sich seit fast 15 Jahren für Obdachlose stark. Er und sein Team kämpfen an mehreren Fronten. Auf der einen Seite stellt die Hilfsorganisation „Oltalom“ als Teil der institutionalisierten Obdachlosenversorgung eine Obdachlosenküche, die täglich 150 Portionen qualitativ hochwertiges Essen anbietet, eine Wärmestube und einen Schutzraum, der nachts Zuflucht bietet, zur Verfügung. Dies ist ein wichtiger Dienst, denn so kann ein erster Kontakt zu den Obdachlosen hergestellt werden, um ihnen durch eine öffentliche Einrichtung Hilfe anzubieten. Als Gemeinschaft trägt die Evangelisch-Lutherische Gemeinde in Nyíregyháza auf der anderen Seite auch Sorge für die eigenen Gemeindemitglieder, die teils unter der Armutsgrenze lebend in schwierigsten Verhältnissen ums bloße Überleben kämpfen. Ihre Existenz ist nicht sichtbar, so wie die der Obdachlosen, denn sie wohnen oft außerhalb der Stadt und bitten niemanden um Hilfe.

Doch Laborczi ist überzeugt, dass ohne das soziale Netzwerk einer Gemeinde keine nachhaltige Veränderung der Lebensverhältnisse erreicht werden kann, da die Gemeinde der Ort ist, an dem Neuanfänge überhaupt möglich sind. „Wenn wir Obdachlosenarbeit ohne Gemeindeintegration betreiben, tun wir im Grunde so gut wie nichts!“, ist Laborczi überzeugt. Zahlreiche Erfolge beweisen seine Worte.

Unterstützung bekommt Laborczi und sein Team aus Bayern. Spendengelder, wie etwa Fastenopfersammlungen tragen dazu bei, dass die diakonische Versorgung der Gemeindemitglieder, die in großer Armut und sehr zerstreut in den Randgebieten um Nyíregyháza herum leben, gewhrleistet werden kann. Neben Pflegeleistungen werden die Abseitslebenden auch zu den Gottesdiensten gefahren, sodass sie aus ihrer Abgeschiedenheit in die wohltuende und heilende Gemeinschaft der Gemeinde kommen können. Doch nicht nur Spendengelder helfen dieser in Ungarn so wichtigen Arbeit. Auch Partnerschaften mit Einrichtungen, wie etwa mit der Herzogsägmühle in Peiting bei Schongau ist nicht nur in fachlicher Hinsicht eine Bereicherung für beide Seiten, sondern ermöglicht den Helfern einen wertvollen zwischenmenschlichen Austausch, der immer wieder neue Ideen und Kraft zum ausharren schenkt. Der Wert und Nutzen solcher Partnerschaften ist nicht zu unterschätzen. Derzeit ist dies noch die einzige unterzeichnete und funktionierende Partnerschaft zwischen einer ausländischen und ungarischen Organisation.

Laborczi hat ganz konkrete Vorstellungen auf welchen Fronten der Staat den Kampf gegen Armut und Obdachlosigkeit angehen müsste. Die Schließung zahlreicher psychiatrischer Anstalten hatte zur Folge, dass ein Großteil der ehemaligen Patienten nun obdachlos wurde und eigentlich fachgerechte medizinische Versorgung bräuchte. Dies kann auf der Straße nicht erfolgen. Auch sind Obdachlosenunterkünfte rar. Der Wiedereinstieg in ein geregeltes Leben wird nicht ermöglicht, weil die Voraussetzungen dazu fehlen. Laborczi fordert daher die Schaffung eines „geschützten“ Arbeitsmarktes, der den Wiedereinstieg in das Arbeitsleben ermöglicht. Außerdem gehören klassische Dienstleistungen des Gesundheitswesens erweitert, in denen Obdachlose, die unter Suchterkrankungen und sonstige psychische Erkrankungen leiden, behandelt werden.

„Unsere Gemeinden müssen offen sein für diejenigen, die sich ändern wollen und sie aufnehmen“, fordert Laborczi auch gegenüber den kirchlichen Gemeinden. Dass das Tätigkeitsfeld der kirchlichen Sozialdienstleistung in Ungarn im Sozialismus auf die Alten- und Behindertenbetreuung reduziert wurde, soll nicht bedeuten, dass diese Beschränkung weiter bestehen belieben soll, so Laborczi. Es ist an der Zeit sich aus der Komfortzone des Gewohnten heraus zubewegen, auch wenn man selber ums bloße Überleben kämpft. 

Nyíregyháza

Mit einer Einwohnerzahl von 118.000 Einwohnern ist Nyíregyháza die siebtgrößte Stadt in Ungarn. Die Stadt liegt im Nordosten Ungarns und damit in nächster Nähe zur slowakischen, rumänischen und ukrainischen Grenze. Die Arbeitslosigkeitsrate ist zwar wegen der 2014 eingeführten gemeinnützigen Arbeiten im letzten Jahren auf 6,28% gesunken, trotzdem gehört die Stadt zu einer der am meisten von Arbeitslosigkeit betroffenen Regionen des Landes. Neben einer landschaftlichen Reizvollen Region verfügt die Stadt über eine Universität und sogar über eine Griechisch-Katholische Hochschule. Die Lego Manufaktur und Michelin sind zwei der drei größten Arbeitgeber der Region.

Címkék: Nyíregyháza - Obdachlosen -

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